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Foto: Aurubis: Der Vorstand
Foto: Aurubis: Hintergrund Titelbild
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Vorstands-
interview

Aurubis spielt eine Schlüsselrolle

Empowering Tomorrow. Wie Aurubis die Zukunft mitgestaltet, wie der Fahrplan hierfür aussieht und warum das Multimetall-Unternehmen auch in Krisenzeiten stark bleibt, darüber sprechen Vorstandsvorsitzender Roland Harings, Finanzvorstand Rainer Verhoeven, Produktionsvorstand Heiko Arnold und Inge Hofkens, ab Januar 2023 Produktionsvorständin für den Bereich Multimetall-Recycling, im gemeinsamen Interview.

 

Herr Harings, Aurubis hat das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Welche Rolle sehen Sie für Aurubis in der Zukunft?

Roland Harings Das letzte Geschäftsjahr war in allen Aspekten für Aurubis ausgesprochen erfolgreich und unterstreicht die Bedeutung unseres Unternehmens für die Zukunft, denn ohne Metalle keine Energie-und Mobilitätswende, keine Digitalisierung, keine Innovationen. Aurubis spielt eine Schlüsselrolle bei der Rohstoffversorgung von Zukunftsindustrien mit Metallen. Ein Offshore-Windrad benötigt beispielsweise rund 30 t Kupfer und auch in Batterien für Elektroautos stecken wichtige Industriemetalle wie Nickel, die wir produzieren. Nicht ohne Grund heißt es bei uns „Metals for Progress“ – Metalle für den Fortschritt.

Derzeit wird diese Zukunft von einer Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges überschattet. Was bedeutet das für Aurubis?

Roland Harings Mit dem Angriff haben sich die globalen energiepolitischen Vorzeichen deutlich geändert. Energie wird von Russland als „Waffe“ eingesetzt. Als energieintensives Unternehmen spüren wir die Auswirkungen besonders: Erdgas und Strom sind so teuer wie nie. Wir sind deshalb dabei, unsere Energieversorgung weiter zu diversifizieren und, wo möglich, noch weiter fossile Energie einzusparen. Da wir damit frühzeitig begonnen haben, sehe ich heute deutlich optimistischer in die Zukunft als noch im Frühjahr 2022. Zudem sehe ich auch eine Chance in dieser Krise.

Foto: Aurubis: Roland Harings

„Aurubis spielt eine Schlüsselrolle bei der Rohstoffversorgung von Zukunftsindustrien mit Metallen.“

— Roland Harings, CEO

Worin sehen Sie die Chance?

Roland Harings Die Chance, den Ausbau der grünen und CO2-armen Energieerzeugung maximal zu beschleunigen und neue Lieferketten von insbesondere blauen und grünen Wasserstoffderivaten, wie z. B. Ammoniak, aus energiereichen Regionen der Welt aufzubauen. Außerdem besteht die große Chance, dass durch die Politik nun pragmatisch und wissenschaftsbasiert wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Industrie geschaffen werden, die eine schnellere Dekarbonisierung ermöglichen. Hierbei spielt Aurubis eine Vorreiterrolle. Wir haben erfolgreich gezeigt: Der direkte Einsatz von Wasserstoff (mehr erfahren) in der Kupferproduktion ist möglich. Mit der Erprobung von kohlenstoffarmem Ammoniak als Energieträger gehen wir den nächsten Schritt. Wir werden weiterhin große Anstrengungen unternehmen und nicht auf die Politik oder auf Förderprogramme warten, um diese Entwicklungen voranzutreiben. Jedoch ist auch die Politik gefragt: Wir müssen die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und die Verfügbarkeit von bezahlbarer Energie zur Top-Priorität machen. Denn erste, besonders energieintensive, Unternehmen in Europa mussten ihre Produktion einschränken oder sogar stilllegen. Dies führt zu weiteren Störungen der Lieferketten. Für Aurubis sehe ich kein Risiko einer Produktionsdrosselung. Die Versorgung mit Energie ist diversifiziert und für die absehbare Zukunft gesichert.

Im Oktober erhielt Aurubis die erste Lieferung mit blauem Ammoniak aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, es wurde also nicht mit erneuerbaren Energien hergestellt. Hierfür gab es Kritik von Umweltverbänden. Können Sie diese nachvollziehen?

Roland Harings Nicht wirklich. Entscheidend ist doch umgehend zu starten, Know-how aufzubauen und nicht auf die perfekte Lösung zu warten. Unser CO2-Fußabdruck bei der Produktion von Kupferkathoden ist heute schon um die Hälfte geringer als der weltweite Durchschnitt unserer Industrie. Wir werden deutlich vor 2050 klimaneutral produzieren. Deshalb werden wir sicher in Zukunft grünen Wasserstoff bzw. grünen Ammoniak als Ersatz für Erdgas einsetzen. Beides gibt es derzeit noch nicht in ausreichendem Maße. Trotzdem fangen wir jetzt schon damit an, alternative Energieträger anstelle von Erdgas in unserer Produktion im industriellen Maßstab zu testen. Wir brauchen den Vorlauf, um die technische Machbarkeit zu prüfen. Wir werden diesen Zeitvorsprung nutzen, damit wir startklar sind, wenn ausreichende Mengen an grünen Wasserstoffderivaten in der Zukunft verfügbar sind. Und wir setzen mit den Testreihen auch ein Zeichen in der Grundstoffindustrie.

Sie haben vor einem Jahr die Aurubis-Strategie überarbeitet. Haben die Ergebnisse noch Bestand?

Roland Harings Mehr denn je! Alles, was wir heute entscheiden, ist an unseren langfristigen strategischen Zielen ausgerichtet. Wir wachsen weiter, wir sichern unser Kerngeschäft und bauen es aus – und dies alles auf der Grundlage unserer hohen Ansprüche hinsichtlich Nachhaltigkeit. Wir haben hierfür die richtigen Projekte auf Basis umfangreicher Marktanalysen identifiziert und großartige hochqualifizierte Kolleginnen und Kollegen, die mit unglaublich viel Einsatz und Motivation unser Unternehmen voranbringen. Und wir haben uns auch im Vorstand breiter aufgestellt. Inge Hofkens wird als vierte Vorständin ab Januar 2023 den Bereich Multimetall-Recycling verantworten, für uns eine exzellente Wahl in einem wichtigen Zukunfts- und Wachstumsmarkt.

 

Foto: Aurubis: Rainer Verhöven

„Wir haben bewiesen, dass wir Ausnahmesituationen wie die Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf unsere Energieversorgung und die Cyber-Attacke gemeinsam meistern.“

— Rainer Verhoeven, CFO

Herr Verhoeven, wie bewerten Sie als Finanzvorstand das abgelaufene Geschäftsjahr?

Rainer Verhoeven 2022 war ein sehr erfolgreiches Jahr für uns, trotz der unterschiedlichen Einflüsse von außen. Wir konnten zweimal unsere Prognose anheben und haben diese für das Gesamtjahr auch erfüllt. Wir haben bewiesen, dass wir Ausnahmesituationen wie die Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf unser Geschäft und die Cyber-Attacke auf unsere IT-Systeme Ende Oktober gemeinsam meistern. Trotz Cyber-Attacke konnten wir die Produktion an fast allen Standorten des Konzerns unvermindert aufrechterhalten. Die infizierten Bereiche konnten wir schnell isolieren und unsere Systeme und Datenbanken nach Prioritäten schrittweise wiederherstellen. Wir danken unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hier hervorragende Arbeit geleistet haben und es geschafft haben, innerhalb kürzester Zeit wieder in eine stabile Arbeitsumgebung zu gelangen.

Aurubis hat trotz dieser Herausforderungen ein herausragendes Ergebnis erzielt. Worin sehen Sie die Gründe?

Rainer Verhoeven Mit einem operativen EBT von 532 Mio. € haben wir in der Tat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 das beste Jahresergebnis in der Unternehmensgeschichte von Aurubis erzielt. Natürlich profitierten wir über weite Teile des Jahres von einem sehr starken Marktumfeld mit hohen Metallpreisen. Gleichzeitig haben wir mehr Metalle ausgebracht und somit das Metallergebnis, die wichtigste Ergebnisgröße im Konzern, weiter verbessert. Eine sehr hohe Nachfrage nach unseren Kupferprodukten und nach Schwefelsäure wirkten ebenfalls positiv. Das sehr gute Metallergebnis konnte die deutlich gestiegenen Preise für Energie im Gesamtjahr überkompensieren. Darüber hinaus haben wir eine solide operative Performance an unseren Produktionsstandorten verzeichnen können.

Das beste Jahresergebnis auf der einen Seite – Mahnungen vor steigenden Energiekosten auf der anderen Seite. Wie passt das zusammen?

Rainer Verhoeven In der Tat haben die steigenden Energiekosten auch einen Einfluss auf das Ergebnis im kommenden Jahr. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit unser Geschäft auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt. Wir stehen im internationalen Wettbewerb und sind – gerade in Deutschland – mit Rahmenbedingungen konfrontiert, die es so in anderen Ländern nicht gibt. Was die Energiekosten angeht, so sind diese in den USA beispielsweise erheblich niedriger als in Europa – übrigens nicht nur für uns, sondern auch für unsere Wettbewerber. 

Wie blicken Sie auf die Zukunft von Aurubis?

Rainer Verhoeven Aurubis ist ein Unternehmen mit einer ausgezeichneten Zukunftsprognose. Unser Geschäftsmodell ist äußerst robust und krisenfest. Wir sind schuldenfrei und können unsere Zukunftsprojekte überwiegend aus dem operativen Cashflow finanzieren. Auch für das nächste Geschäftsjahr sind wir zuversichtlich und erwarten ein operatives Ergebnis vor Steuern (EBT) zwischen 400 und 500 Mio. €. Aufgrund der anhaltend guten Marktsituation und der starken Nachfrage nach Metallen und unseren Kupferprodukten konnten wir die Kostensteigerungen großenteils an unsere Kunden weitergeben. Wir haben die Aurubis-Kupferprämie für das Kalenderjahr 2023 von 123 $/t auf 228 $/t, also um 85 % erhöht.

Foto: Aurubis: Dr. Heiko Arnold

„Wir bauen ein ganz neues Werk auf und werden in den USA zum Vorreiter auf dem Recyclingmarkt.“

— Dr. Heiko Arnold, COO

Herr Dr. Arnold, als Produktionsvorstand verantworten Sie die Performance der Standorte. Wo liegt die Stärke von Aurubis?

Dr. Heiko Arnold Die enorme Stärke von Aurubis liegt in unserem internationalen Hüttennetzwerk, das wir durch gezielte Projekte kontinuierlich weiter optimieren und ausbauen. Dies bildet die Basis für unseren Wachstumsprozess. Neben der Anlagensicherheit und einer Produktion, welche die Umweltanforderungen mehr als erfüllt, ist die Dekarbonisierung entlang der Kupfer-Wertschoepfungskette ein Kernziel von Aurubis. Beides setzen wir in vielen wichtigen und strategisch durchdachten Projekten und Innovationen an unseren Standorten um – von unserem Projekt Batterierecycling in Hamburg über BOB, dem Bau einer Recyclinganlage für Nickel und Kupfer an unserem Standort in Olen, bis hin zu ASPA, einer neuen hochmodernen Recyclinganlage in Beerse. Mit unserem neuen Standort Aurubis Richmond, Georgia, in den USA zeigen wir, dass wir es ernst meinen – und dass wir es können: Wir bauen ein ganz neues Werk auf und werden in den USA zum Vorreiter auf dem Recyclingmarkt, indem wir unsere Expertise, unsere exzellenten metallurgischen Prozesse und unser Know-how dort einbringen.

Ab dem kommenden Jahr werden Sie sich verstärkt um das Primär- und Produktgeschäft kümmern, während Inge Hofkens den Sekundärbereich übernimmt. Was werden Ihre Aufgaben sein?

Dr. Heiko Arnold Zunächst einmal freue ich mich, dass wir mit Inge Hofkens eine ausgewiesene Expertin für Multimetall-Recycling im Vorstand haben werden. In dieser starken Wachstumsphase ist es durchaus sinnvoll, den Produktionsbereich auf mehrere Schultern zu verteilen. Denn: Wachstum benötigt Fokus und Ressourcen. Nur so werden wir unsere Strategie mit voller Kraft umsetzen können. Ich konzentriere mich auf die Stärkung unseres wichtigen Kerngeschäfts, der Primärkupfererzeugung und unseres Produktgeschäftes. Effizienz, Anlagenverfügbarkeit und kontinuierliche Verbesserung sind unsere Leitplanken. Wir haben viele technische Projekte angestoßen, nutzen konsequent die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Produktion und verbessern unsere Nachhaltigkeitsleistungen – getreu unserer Devise: Driving Sustainable Growth.

Foto: Aurubis: Inge Hofkens

„Aurubis ist heute schon ein führender Multimetall-Recycler in Europa.“

— Inge Hofkens, COO

Frau Hofkens, ab Januar 2023 sind Sie neue Vorständin bei Aurubis und verantworten das Recyclinggeschäft des Konzerns. Herzlichen Glückwunsch! Wie sehen Sie der neuen Aufgabe entgegen?

Inge Hofkens Ich freue mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen und auf die Zusammenarbeit mit den Vorstandskollegen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aurubis ist heute schon ein führender Multimetall-Recycler in Europa. Der Bereich bietet für uns riesiges Potenzial für weiteres Wachstum. Mit all meiner Erfahrung werde ich dazu beitragen, das strategisch wichtige Recyclinggeschäft weiterzuentwickeln. Wir haben uns ambitionierte Wachstumsziele gesetzt – und diese werden wir auch erreichen!

Lesen Sie auch das weiterführende Interview mit Inge Hofkens im Kapitel „Empowering Recycling“.